der watt-moor-ultra. eine kleine feine
veranstaltung, ausgetragen zum ersten mal, durchs wattenmeer, wald
und wiese und kleine landstraßen, tolles ding. und ich hab gewonnen,
das erste mal überhaupt. nun hab ich ein jahr den streckenrekord,
hihi. Aber von anfang an. von ganz vorne...
vorne heißt in diesen fall lugano-scenic-trail in der schweiz, schon einen monat her, aber noch
nicht verarbeitet. 50K mit 3.700hm, höchster punkt 2.100m. ich bin
einen tag vorher angereist. Was natürlich fatal war, höhenmeter und
mankus sind keine freunde. Ich wollte 7,5h laufen, brauchte über 9h,
platz im mittelfeld, mein schlechtester ultra ever. Ich bin die berge
nicht hochgekommen, musste teilweise alle 100m 1min pause machen.
Lange rede kurzer sinn, das beste war, das ich nicht ausgestiegen
bin. Und das alpenpanaroma.
Was sich aber bis zum lauf gestern
hinzog war, das ich in den letzten 4 wochen nicht einmal das gefühl
hatte, gute beine zu haben, einen longrun nach 20k abgebrochen,
selbst 10-15k waren geradezu unverschämt mühsam, das einzige was
richtig spaß gemacht hat, war intervall-training mit henning heide,
bin ja echt überrascht, das ich da fan von werde.
Aber nun zum watt-moor-ultra.
Freitag nachmittag sind julia (hanz
frau), hanz und ich nach spieka-neufeld losgefahren, viel verkehr,
nervige 3,5 std. gedauert, aber so ist das halt, „wir stehen nicht
im stau, wir sind der stau“.
Bei willfried, dem ausrichter des laufs
(er feierte damit seinen 60. geburtstag, die erlöse gehen komplett
an das Nationales Register für angeborene Herzfehler e. V., über
2.500 €) angekommen haben wir im garten die startnummern bekommen,
büschen gequatscht und auch noch gleich zur pasta-paty eingeladen
worden, aber wir mussten ja noch in unserer pension einchecken (die nudeln
gabs dann beim italiener, danke hanz für die einladung).
nächster tag: renntag
wecker klingelt um 4.45h, mitgebrachtes
müsli verspeist, obligatorischer toilettengang (unbefriedigend) und
ab zum strand. Von da gings nämlich per trecker-planwagen durchs
watt nach neuwerk, start des ultras. Und während der fahrt konnten
wir die ersten 10k des rennens in augenschein nehmen, das
norddeutsche wattenmeer.... und das sah wesentlich, sagen wir
flüssiger aus, als erwartet....
um 7.05h also start. Und ab gings rein
in den matsch, bei jedem schritt das gefühl, den schuh an das watt
zu verlieren, es zog und saugte von unten an den beinen, einige
stellen knie-tiefes wasser, voll geil. Die ersten wattwandernden
touristen kamen uns entgegen, große augen und zörgerliches
klaschen, hehe. Insgesamt aber doch gut zu laufen, unter 6er schnitt
für den untergrund, nix dran zu meckern. Ich musste dummerweise
einmal stehen bleiben und arschbacken zusamenkneifen, gebüsch gabs
ja leider nicht....erste verpflegung nach 12k, jürgen, ein erfahrene
ultraläufer kam als erster dort an, dann max und ich, mit den beiden
sollte ich heute noch häufiger zu tun haben. Max arbeitet für
skate-aid e.V., ziemlich geile geschichte, checkt das mal aus.
jürgen als erster weiter, ohne
schuhwechsel, max kurz danach, ich muste erstmal kacken und
zehenpflaster wechseln, durch die nassen füsse hatten sich beide
gelöst. Seit einiger zeit reiben mein mittel- und ringzeh (?) rechts
immer aneinander, wenn ich die nicht tape. Hab mich aus zeitgründen
entschieden, nur den mittleren zu verarzten, was sich später leider
noch als fehler herausstellte. Läufer 4-8 waren auch an der station,
als ich dann endlich weiterlief.
Schnell wieder bei max gewesen, der
sich äußert unzureichend über den kursverlauf informiert hatte,
die strecke war nur spärlich mit grünen pfeilen markiert, das war
aber auch so angesagt, und er hat sein navi nicht vernünftig mit der
laufstrecke gefüttert. Also enschied er sich, erstmal bei mir
mitzulaufen de nächsten 10k liefen wir 4.45min pace, klar das das bei
dem wetter und dem tiefen schlamm vorher zu schnell ist, aber wir
wollten jürgen wieder einholen, was auch recht schnell gelang. Und
meine beine waren toll, nach eine gefühlten ewigkeit mal wieder. Mir
war durchaus bewußt, das ich früher oder später einbrechen würde,
aber 1. war mir das egal, und 2. würden das auch fast alle anderen auch,
also so what.
Also max und ich so 15k zusammen durch
die gegen getrabt und dann an einer recht großen straße gelandet.
Kam mir komisch vor und ich schaute auf mein handy. DAMN, abzweigung
verpasst. Also hier links und die nächste wieder links, dann kommen
wir wieder auf den kurs. Auf der parallel straße konnte ich dann
jürgen ausmachen, der uns durch diese unfreiwillige schleife
natürlich wieder überholte. Aber an der verpflegung bei km 27
hatten wir ihn dann auch wieder... diese erneute aufholjagd ging uns
dann aber doch schon ganz schön in die beine und hatte irgendwie was
von deja vu erlebnis...
zu dritt gings dann weiter. So ca.
200m.... meine zehen rechts taten inzwischen so weh, das ich mich
entschied, sie nochmal zu tapen und ich musste die beiden laufen
lassen. ca. 3 min dauerte die operation und ich konte mich wieder auf
den weg machen. Inzwischen änderte sich der untergrund regelmäßig
von landstraße, waldweg, wiese, schotter und teilweise richtig
tiefer sand mit grobstolligen treckerspuren, die auswirkungen auf
kopf und beine könnt ihr euch wohl vorstellen. Aber mein mantra
„einfach laufen, einfach laufen“ und dabei die visualisierung von
einem blauen fisch namens dorie vor mir herschwimmend half doch
ungemein, gelegentlich gesellten sich noch das gelbe strichmänchen aus einem nike laufvideo, suse der d-zug und jenson das uhrwerk zu dorie (no drugs, ich schwör). die beiden führenden kamen wieder in sicht und durch
stoppen an markanten punkten sah ich, das ich ca. 20 sec./km
schneller lief als die beiden, ich rechnete damit, in 7-8 km wieder
aufgeschlosen zu haben. Aber bei 38k kam schon die nächste
verpflegung, max und jürgen stoppten, und liefen erst so 30sek vor
mir wieder los. Da ich noch so einigermaßen alles an bord hatte,
entschied ich mich sponan, nicht anzuhalten („brauchst du wirklich
nichts?“). Knapp ein km später wussten die beiden nicht genau wo
lang, und zack, zusammenschluß.... jetzt aber wieder einen lange
sandstrecke, meine beine hatten keine lust mehr und mein spann am
rechten fuß tat dauerhaft weh, ich hatte jetzt echt probleme dran zu
bleiben, aber nützt ja nix. Max meinte später, das ich hart
geschnaufft hab... um so erstaunlicher was nun geschah. Inzwischen
wieder auf einer landstraße liefen jürgen und max rechts, ich
leicht versetzt nach hinten links. Auf meinen vorschlag, das wir doch
alle auf linken seite laufen sollten reagierten die beiden nicht,
pffff. Also lief ich vorbei, damit sie wie trottel aussahen und nicht
ich. Und wo ich eh dabei war, kaputt und schlechte laune, erhöhte ich
das tempo, machte quasi einen antritt bei 41k, haha, und setzte mich
tatsächlich ab. Ich hörte von hinter „läuft der jetzt
schneller?“. Hehe. Dann fiel mir noch der so großartig
schwachsinnige tipp aus dem buch „never wipe your arse with asquirrel“ ein: wenn du nicht mehr kannst, lauf schneller...
nach 2-3 k hatte ich dann einen kleinen
vorsprung, so genau weiß ich das nicht, umdrehen geht ja nicht, also
nur bei kurven mal geluschert und irgendwann war dann nur noch max in
sichtweite, wie ich später hörte, hatte jürgen einen harten
einbruch und mußte gehen. Und so ab 49k war auch max nicht mehr zu
sehen, cool. Ich war dann so frei, auf zwei ca. 30m langen
„anstiegen“ zu gehen, das waren meine einzigen laufpausen. Bei 51
war dann die letzte verpflegung, nen fahrrad hatten die beiden nicht
für mich, ansage war noch 11k, also weiter. Ab hier wußte ich, das
ich wohl gewinne, wenn nix schwerwiegendes passiert, zählte dann die
km für mich runter und freute mich, das ich trotz müder beine und
schmerzenden fusses noch ne 5.50 pace laufen kann, egal ob straße
oder wiese. Und bei 63.8k, 6.05h lief ich dann unter dem jubel von
willfrieds famile, freunden und bekannten durch den zielbogen. Ich
hatte das erste mal in meinen leben einen lauf gewonnen :-) .
danke an #laufgeschenke.de und
#laufwerk-hamburg.de für die unterstützung und besonders willfried,
der einfach aus spaß an der freude diese coole veranstaltung auf die
beine gestellt hat. Nächste watt-moor-ultra: 11. Juli 2015